aus der Zeit gefallen
in dein Fleisch,
hab ich zurück
in meine Haut gefunden

leise Schleier
leg ich um mein Herz,
verwische sacht
die Spuren deiner Küsse

lade den Augenblick
ein zu mir
rette die Stunden
vor der Erinnerung

atme ruhig den hellen Tag

(brigitte heidebrecht)

die Sprache
verspricht,
es so zu sagen,
wie das Leben
es meint

aber nicht
ein Wort
hält Wort

(Hans Kruppa)

atme das Leben ein,
ganz tief,
+ dann lach es hinaus
in die Welt,
ganz laut,
damit alle es hören können
ganz langsam
so nacheinander
werden alle
angesteckt davon

du bist nicht
"mein Glück"
nur oft
finde ich bei dir einen Grund
für meine Freude

du bist nicht
"mein Unglück"
nur oft
finde ich bei dir einen Grund
zum Weinen oder Zornigsein

du bist nicht
"mein Leben"
nur oft
in dessen Mittelpunkt

du bist
oft
die Leinwand
für meine Bilder
aus Hoffnung und Angst

dann
wehrst du dich
Gottseidank

(brigitte heidebrecht)

du gibst mir
meinen Glauben wieder,
den ich aufgegeben hatte,
als er keine
Berge versetzen konnte

nun lasse ich ihn
sein eigener Sinn sein
und sehe Wunder
über Wunder
aus ihm entstehen.

(Hans Kruppa)

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zum Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse)

lass di falln,
i fang di auf
in meine Augen,
da bist daham
a warmer Regn
der alls verwascht was wichtig war
kummt über di
und reißt di aus an bösen Traum
so kannst mi habn

nimm da mei Kraft,
die g'hört jetzt dir
soweit i kann,
möcht i di tragn
und du sollst g'spürn
wia si dar Tod vurm Leben fiacht
kumm mach di auf,
dann kann i da dei Angst da'schlagn
so kannst mi hab'n

doch lahnst mich an
dann wird da Himml stinckert werdn
und dick und schwarz kummt üba mi
die lange Nacht
das macht ma nix,
weil in der Nacht da bin i z'aus
nur irgendwas in uns zerbricht,
was Scherben macht

dann flieg i hin,
dann haut's mi wiedereinmal um
und i zerbrösel
wia a Glas'l an der Wand
doch i steh sicher wieder auf
i pick mi sicher wieder zamm
nur wird's halt kälter
und i brauch a dickers G'wand

komm lass di falln
i fang di schon auf
in meine Augn
da bist daham
a warmer Regen,
der alles verwascht
was wichtig war
kommt über di
und reißt di aus an bösn Traum
so könnt mas habn

(reinhard fendrich)

auch die finsterste Nacht
birgt einen neuen Morgen
den Stern zu suchen,
der auch dann
meinen Himmel erleuchtet,
wenn du nicht bei mir bist
das will ich tun

es ist,
als ob ein Teil von mir fehlt
wenn du nicht bei mir bist
ich verlier jegliches Gefühl
für Zeit
+ Raum
alle Tage erscheinen mir gleich leer
+ nur der Tag zählt,
an dem wir uns sehn
ich höre deine Stimme
aus meinem Herzen
+ sehe dein Gesicht
in meiner Fantasie
ich spüre deine Liebe in mir
+ weiß,
dass du da sein wirst

ist das schwer
zu sagen wie das ist
was da passiert
zwischen uns
wenn ich spüre,
dass du Raum hast für mich
wenn ich sehe,
dass meine Augen nicht blind sind
wenn ich weich
auf deine Zunge falle
und weiß
da bist du

(brigitte heidebrecht)