wiedermal
da gerät mein Leben aus den Fugen
platz aus allen Nähten
fließt einfach über
zerrinnt mir zwischen den Fingern
verläuft im Sand

also
mach ich mich auf
+ nehm es in die Hand
um es einzufangen
mitzugestalten
+ zu leben

manchmal,
da lüg ich mir die Welt lieber zurecht ....

dann,
wenn die Wahrheit zu sehr schmerzte
dann,
wenn ich nicht wahrhaben will,
dass Menschen so sind,
wie sie vorher nicht waren,
dann,
wenn ich mir eingestehen müsste,
dass ich einem Irrtum aufsaß
+ damit ein Teil meines Lebens
der zuerst eigentlich wunderbar war
eben Lügen strafen müsste

doch manchmal
ist es wichtig dieser Wahrheit
in die Augen zu schaun

dann,
wenn ich diese Menschen betrachte
dann,
wenn ich mir anschaun muss
wie sie offenbar wirklich sind
wie sie spielen
mit andern
+ ihren Gefühlen
dann,
wenn sie tun, wie sie tun
+ offensichtlich eine einge Wahrheit
+ Wahrnehmung haben
+ sich hoffentlich
irgendwann mit dieser Wahrheit
kontfrontiert sehn

+ manchmal
da kann ich mich durchschummeln
zwischen den einzelnen Wahrheiten
dieser Welt
+ hoffen,
dass ich Menschen treffe,
mit denen die Wahrheiten dieselben sind

mit einem Gipsbein
kann ich immer
noch laufen
nur nicht so schnell

mit einem blauen Auge
kann ich immer
noch sehn
nur nicht so klar

mit einem verstauchten
Finger
kann ich immer
noch schreiben
nur nicht so viel

mit einem gebrochenen
Herzen
kann ich immer
noch lieben
nur nicht so unbedacht

außerdem kann ich
mit einem gebrochenen Herzen
schnell laufen
alles sehen
schreiben was immer ich will
und noch einiges mehr

ist doch auch wahr!

(Brigitte Heidebrecht)

eintauchen,
in ein Leben mit dir

wissen,
dass die Strömungen
kommen werden

hoffen
+ die Schwimmwesten
anlegen

erkennen,
dass das Schicksal
auf unserer Seite ist
endlich einmal
oder immer schon

ankommen,
in einem Leben mit dir + mir

allein meine Schritte
am Weg des Lebens gezogen
viel zu schnell
+ lärmend unterwegs
hinter jedem Baum
auf den Prinzen gewartet

dadurch viel zu oft gestolpert,
weil natürlich der Blick
nicht am Weg war ...

hingesetzt,
das Gepäck neu sortiert
Altes entsorgt
+ neu gepackt
weitergewandert
mit dem Blick
auf dem Weg
um nicht zu stolpern

+ da fast als ich
die Vorstellung aufgeben wollte
von einem gemeinsamen Weg
hinter einer kleinen Biegung
stehst du
+ lächelst
siehst mich an als sagtest du
"wo warst du so lang"

unsicher setze ich meine Schritte
neben deine
misstrauisch beäuge ich dein Auftreten
doch die Geborgenheit
die du ausstrahlst
machen mich entspannt

so lässt sich das Leben angehn
so lässt sich's gut atmen
mal nimmst du meine Hand
mal lässt du sie aus
meist im richtigen Moment
+ wenn du auslässt,
dann nicht um dich selbst
zu stützen
sondern um mir meine
Bewegungsfreiheit zu lassen
um mir die Gelegenheit
zu geben eigene Erfahrungen
am Weg zu machen

ein Blick in deine Augen
sagt mir
ich bin zu Haus

ein Kuss deiner Lippen
sagt mir
so schmeckt die Liebe

eine Umarmung deiner Arme
sagt mir
das ist Geborgenheit

eine Berührung deiner Hände
sagt mir
so möcht ich verführt werden

vom Rücken de Lebens,
wenn es vorwärtsschnellt
halt dich gut fest,
lass dich nicht abwerfen
im Galopp der Ereignisse,
halte das Gleichgewicht
und lerne,
die Bewegung zu genießen -

und wenn du fällst,
wenn du im Staub liegst
mit zerbrochenen Philosphie
und Sand in den Augen,
und alle deine Rufe
ins Leere gehen,
denk daran:
das ist der Moment,
in dem die Kunst des Reitens anfängt

spring wieder auf
und lerne zu lächeln
wie die tanzenden Artisten
auf ihren Pferden
unter der Zirkuskoppel
du bist dein Publikum,
dein eigenes Pfeifkonzert,
dein eigener Applaus
das Leben belohnt
deine Erfolge
mit Zugaben

(Hans Kruppa)

ein DU gesucht,
Leere gefunden
das Leben wollt ich leben,
doch dem Tod in die Augen gesehn
aber dadurch
an Kraft gewonnen
mit neuem Mut
weiterziehn
+ MICH suchen
zwischen den Dornenhecken
den Prinzen finden
der sich bereiterklärt
mich nicht nur zu küssen
sondern gemeinsam
die Drachen zu besiegen
die Drachen mit den Namen
Einsamkeit
+ Alltagstrott
Missgunst
+ Hoffnungslosigkeit
aber auch Erfolg
+ Liebe
erst dann
dann sind wir am gemeinsamen Weg gelandet

ich kämpfe gegen Windmühlen
+ habe nicht mal
einen Sancho zur Seite
lediglich die Dolcinea
lacht mir hämisch im Spiegelbild entgegen

manche Dinge entgleiten
meiner Kontrolle
sosehr ich versuche
sie fest zu halten
es geht nicht

wahrscheinlich muss ich
einfach Ruhe geben,
durchatmen
+ abwarten
dann drehen sich die
Windmühlen
wie von selbst weiter

wir setzen Handlungen
ohne zu überlegen
was oder wen
sie treffen

ob sie gut tun
oder verletzen
liegt immer
im Auge des Betrachters

Gut + Böse
so nah beinander
fast nur einen Wimpernschlag
entfernt

ich kann nicht verhindern
dass ich Schatten werfe
dass ich dort
wo ich stehe + gehe
Spuren hinterlassen

mal tiefe
mal weniger tiefe
aber sie sind da

andere hinterlassen Spuren
bei + in mir
ob gute
schwierige
oder neutrale
ich werde berührt
lass mich berühren

das ist das Leben
geteilt in zwei Pole
zwei Seiten der Medaille
immer
zumindest DAS
bleibt bis in die Ewigkeit